Aranya (Bangladesch)

Aranya wurde in den 1990ern gegründet, um die traditionellen Färbetechniken aus Naturmaterialien wiederzubeleben und die heimischen Kunsthandwerker zu unterstützen. Daraus wurde eine große Fairhandelsorganisation, die inzwischen über 3.000 Handwerker im Land unterstützt. Am Firmensitz in Dhaka gibt es neben den Büros auch eine Färbewerkstatt; viel gearbeitet wird mit der Blockdrucktechnik - die dafür nötigen großen Holzstempel zum Drucken werden selbst hergestellt. Neben Pflanzen kommt Bienenwachs zum Einsatz. Hier arbeiten viele junge Männer, die aus den Dörfern in die Großstadt gezogen sind, um bessere Arbeit zu finden - es gibt einen Schlafsaal, wo sie gratis wohnen können. Die Kantine versorgt alle, vom Management bis zum Arbeiter, mit dem gleichen frisch gekochten Mittagessen.

Auch ein Ladengeschäft, das sowohl von Touristen als auch von der Oberschicht frequentiert wird, unterhält Aranya. Fairer Handel ist in Bangladesch durchaus ein Thema für einheimische Gutverdiener. Hier kann man die Vielfalt der Produkte dieser Organisation bewundern, von Papier über Schnitzkunst und Perlenschmuck bis hin zu einem großen Kleidungssortiment. Viele Produkte werden von ethnischen Minderheiten in abgelegenen Landesteilen nach althergebrachter Tradition gefertigt.Zur Homepage von Aranya

 

Unsere Produkte stammen aus folgenden Werkstätten, die über Aranya Zugang zum Exportmarkt erhalten können:

New Keya Crafts: In einem Vorort von Dhaka liegt auf einem geräumigen grünen Gartengrundstück diese kleine Holzwerkstatt, die in erster Linie Möbel, Wohnaccessoires aus Holz und Lampenschirme aus Saristoffen herstellt. Hier arbeiten 9 Männer und 6 Frauen in Festanstellung mit geregelten Monatslohn; in der Anlernphase etwa auf dem Niveau des Mindestlohns, nach 6 Monaten bereits deutlich mehr. Wer längere Zeit gut arbeitet, verdient mit 12.000 bis 14.000 Taka gut. Zusätzlich gibt es Boni: Zu den hohen muslimischen Feiertagen, den beiden Eid-Festen, wird jeweils ein halbes Monatsgehalt extra ausgezahlt.
Samstag bis Donnerstag wird gearbeitet, der Freitag ist frei. An den gesetzlichen Feiertagen ist die Werkstatt geschlossen, außerdem schließt der Besitzer John als Christ den Betrieb auch an Weihnachten, bei voller Lohnfortzahlung. Er bemüht sich darum, junge Männer von der Straße zu holen und auszubilden, damit sie nicht dem Alkohol verfallen - ein großes Problem in dieser katholisch geprägten Gegend. Das mehrheitlich muslimische Bangladesch ist ein "trockener" Staat, Alkohol ist für die muslimische Bevölkerung verboten, aber für Menschen anderen Glaubens gibt es Lizenzen, die ihn erlauben.
Das Holz für die Produkte kauft John bei lizenzierten Sägemühlen, die Herkunft der Bäume ist nachweisbar. Er verwendet nur schnell wachsende, weit verbreitete Baumarten aus Plantagen oder sogenannte Straßenbäume. Letztere nutzt er am liebsten, das Holz ist sehr stabil - es handelt sich um Bäume, die gezielt als Schattenspender an Straßenrändern gepflanzt und nach ein paar Jahren durch neue ersetzt werden.

 

Harrappa: In einem Vorort betreibt Keramik-Künstler Judrow (die Bezeichnung Töpfer lehnt er ab) zusammen mit 3 Freunden seine moderne Töpferwerkstatt. Er stammt aus einem Dorf, in dem traditionell getöpfert wird. Seine Vision ist es, abseits des Althergebrachten neue, künstlerische Tonwaren herzustellen. Dazu holt er Fachleute aus seinem Heimatdorf. In seinem Wohnhaus, gleich neben der Werkstatt, hat er für die Männer einen geräumigen Schlafsaal eingerichtet, wo sie gratis wohnen. Auch eine Küche gibt es, ebenso Strom, Fernsehen und WLAN. An den Wochenenden fahren sie meist nach Hause zu ihren Familien, bei Bedarf bleiben sie auch etwas länger fort - die komplette Belegschaft ist selten anwesend. Die Männer bereiten den Ton auf, der aus Bangladesch, aus China oder Indien stammt, da der einheimische sich nicht für den heißen Keramikbrand eignet. Geliefert werden Gesteinsbrocken, die erst gemahlen, gewässert und entmagnetisiert werden müssen, bevor das Rohmaterial Ton entsteht. An den Töpferscheiben stehen meist Männer, fürs Polieren der fertigen Rohlinge, Verzierungen und fürs Einpacken sind Frauen zuständig, zumeist junge Mädchen aus der armen Nachbarschaft, die früh die Schule verlassen und Geld verdienen müssen. Hier finden sie eine offene Arbeitsatmosphäre und verdienen bei leichter Arbeit recht gut - vor allem aber sind sie in einer beschützten Umgebung, sie wohnen gleich nebenan, und auch ihre Mütter schauen gern mal mit einer Mahlzeit vorbei. Im Gespräch mit einigen der Mädchen wird deutlich, daß sie oft die Hauptverdiener ihrer Familien sind, denn die Väter verdingen sich als Tagelöhner auf dem Bau, die Mütter versorgen die jüngeren Geschwister. Chef Judrow unterstützt die Mädchen dabei, neben der Arbeit weiterhin die Schule zu besuchen. Die Alternative wären die Bekleidungsfabriken, in denen man zwar mehr Geld verdienen kann - allerdings nur mit Überstunden und sehr viel härterer Arbeit.

 

Nirob Boutiques: In Old Dhaka, der Altstadt der Hauptstadt, hat Rafiqul Islam seine Werkstatt. Aufgewachsen in einem Dorf, hat er sich nach nur 3 Jahren Schulbesuch mit 15 aufgemacht, sein Glück in Dhaka zu finden. Er fand Anstellung bei einem Drucker, in seiner Freizeit übte er sich in der Kunst des Blockdrucks - der ist zwar an sich einfach, das Motiv wird auf den Stoff aufgestempelt. Aber nur mit viel Übung gelingt es, die Stempel so gleichmäßig zu setzen, daß die Muster nicht unterbrochen werden und immer die gleiche Druckstärke aufweisen. 12 Jahre arbeitete Rafiqul in verschiedenen Druckereien, bis er genug Kapital für seine eigene Werkstatt gespart hatte. Hier beschäftigt er nun 8 Männer im Blockdruck und 4 weitere in der Offsetdruck-Werkstatt. Er bezahlt gute Löhne, und da die meisten Männer nachts in der Werkstatt schlafen, haben sie nur geringe Ausgaben - sie können viel Geld sparen bzw. nach Hause zu ihren Familien schicken. Denn wie einst Rafiqul selbst stammen seine Drucker aus den Dörfern Bangladeschs. Alle zwei Monate - oder wenn sie gebraucht werden - fahren sie nach Hause, der Chef zahlt ihnen die Reise. Mit einem Rückfahrticket ausgestattet, kommen die Männer dann auch wieder. Einer der Arbeiter hat eine eigene Familie in Dhaka gegründet, er lebt mit Frau und Tochter in einer gemieteten Wohnung. Er will nicht mehr zurück ins Dorf, es gefällt ihm in Dhaka.
Durch Aranya hat diese Werkstatt Zugang zum Export und zum Fairen Handel. Einen freundlichen, fairen Umgang pflegte Rafiqul schon immer, und natürlich hilft er seinen Mitarbeitern bei Bedarf. Er betont die Wichtigkeit pünktlicher Gehaltszahlungen und lobt mehrfach Aranya, die ebenfalls immer pünktlich und vollständig zahlen.

 

Palli Craft: In Heimarbeit entstehen bei Palli Craft aus den von Nirob Boutiques bedruckten Stoffen zum Beispiel unsere Kaftane. Zu einem Besuch hat die Zeit bisher nicht gereicht, aber auch hier wird unter fairen Bedingungen gearbeitet - dafür steht die Fairhandelsorganisation Aranya ein.

 



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